Der Bauernkrieg 1525 in Würzburg und seine Folgen

Der Bauernkrieg 1525 in Würzburg und seine Folgen - 25./26. April 2025

(© CC BY 4.0, Urheber: Roland.h.bueb (Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ deed.de, Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/ Datei:W%C3%BCrzburg-festung-marienberg- bauernkrieg-denkmal.JPG), Ausschnitt)

Das Jahr 2025 wird in Würzburg im Zeichen des Gedenkens an 500 Jahre Bauernkrieg stehen. Unser Verein wird deshalb am 25. und 26. April 2025 in Zusammenarbeit mit dem Museum für Franken, der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, dem Würzburger Diözesangeschichtsverein, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege München und weiteren Partnern eine Tagung zum Thema „Der Bauernkrieg 1525 in Würzburg und seine Folgen“ abhalten.

Grundidee des Symposiums ist, dass zwar der Bauernkrieg in Würzburg relativ gut untersucht ist, nicht aber seine Auswirkungen in den folgenden Jahrzehnten in Stadt, Hochstift und angrenzenden Territorien. Ungeachtet des drakonischen Strafgerichts von Fürstbischof Konrad von Thüngen und Markgraf Georg von Brandenburg Ansbach fällt zum Beispiel auf, dass Städte und ritterschaftlicher Adel im Verlauf des 16. Jahrhunderts offenbar aufblühten, was bis heute unter anderem an den Bauten aus dieser Zeit ablesbar ist. Die obsiegenden Würzburger Fürstbischöfe dagegen residierten noch zwei Jahrhunderte auf der mittelalterlichen Festung. Es gibt aber noch andere Indizien für Veränderungen: Hatte Konrad von Thüngen Festung und Hochstift 1525 vor allem noch mit ihm treu ergebenen adeligen Vasallen verteidigt, lässt sich in den folgenden Jahrzehnten ein Aufstieg des gut ausgebildeten Bürgertums beobachten. In den Städten werden an zwischen Rat und Bürgern grundsätzliche Fragen der Partizipation an der kommunalen Selbstverwaltung gestellt. Auch die während des Bauernkriegs bekämpften Forderungen der Bauern werden im Zuge der Reichsreform mehr und mehr umgesetzt.

In einer Sektion des Würzburger Diözesangeschichts vereins als Mitveranstalter wird mit drei Vorträgen die Rolle der Kirche beleuchtet. Untersucht wird die Rolle von Predigern und Geistlichen im Verlauf des Bauernkrieges. Es wird nach den Klöstern gefragt und danach, ob sie die eigentlichen Opfer der Auseinandersetzungen waren. Schließlich geht es darum, ob der Bauernkrieg das Ende der spätmittelalterlichen Frömmigkeit und des damit einhergehenden Kunstschaffens markiert. Augenzeugenberichte wie die des Würzburger Stadtschreibers Martin Cronthal sind wertvolle Zeitdokumente. Sie müssen aber genauso wie chronikalische Nachrichten auf ihren objektiven Kern hin geprüft werden. Die Fries-Chronik ist vorbildlich ediert. Dieser Blick auf den Bauernkrieg aus Sicht des Würzburger Fürstbischofs wird mit der jüngst im Druck vorgelegten Edition der Papius-Chronik aus dem Blickwinkel der Grafen zu Castell und der in Bearbeitung befindlichen Bausch-Chronik der Reichs stadt Schweinfurt miteinander verglichen werden.

Nach seinem Tod 1531 war Tilman Riemenschneider, einer der vermeintlichen Protagonisten des Bauernkriegs, nahezu völlig vergessen. Erst 1822 mit der Entdeckung seines Grabsteins setzte eine neue Auseinandersetzung mit seinem Werk ein. Der romantische Mythos der 1525 durch Folter „gebrochenen Hände“ hat den Würzburger Bildschnitzer zum Opfer eines „Freiheitskampfes“ und damit zu einer tragischen Figur stilisiert. Auf diese Weise aber wurde der kritische Blick auf sein Oeuvre und die Kunst seiner Zeit verstellt. Zudem stellt sich die Frage: Wo sind die Werke der anderen in Würzburg zu seiner Zeit wirkenden Meister? Wie in der Kunst sticht im zweiten und dritten Quartal des 16. Jahrhunderts auch in der Architektur ein deutlicher Stilwandel ins Auge: Die Renaissance löst in Stadt und Land mehr und mehr die Spätgotik ab. Ohne, dass das archivalisch bisher untersucht worden wäre legen die erhaltenen Denkmäler nahe, dass in dieser Zeit sehr viel gebaut worden ist.

Neben der lokalhistorischen Perspektive wird der Bauernkrieg in einem größeren Rahmen, in Beziehung „zum Heiligen Römischen Reich und den zeitgenössischen Reformen und Reformdiskursen“ thematisiert. Außerdem gilt es der Frage, inwieweit die Konflikte langfristig verrechtlicht wurden, nachzugehen. Bewusst schlägt das Symposium einen großen zeitlichen Bogen. Es setzt sich unter anderem damit auseinander, wie die Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 den Bauernkrieg und seine Protagonisten z. B. in Gestalt des aus Giebelstadt stammenden Adeligen Florian Geyer für sich und ihre Ziele reklamierten. In den Blick genommen werden schließlich „linke“ Instrumentalisierungen des Bauernkriegs, etwa durch die DDR („frühbürgerliche Revolution“). Diese knüpften an entsprechende Traditionen der Arbeiterbewegung an, die sich neben bzw. in der Auseinandersetzung mit dem bürgerlichen Bauern kriegs-Mythos entwickelt hatten.

 

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