Eine kleine Burg und ihre Herren – Die (verschwundene) Talburg zu Karlburg als Beispiel eines wandlungsfähigen Kleinadelssitzes in Franken
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Geschäftsstelle der Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V.
(Pleicherkirchgasse 16, 97070 Würzburg)
Vortrag von Günther Mündel
Viele Angehörige des wissenschaftlichen Nachwuchses leisten Grundlegendes zur landesgeschichtlichen Forschung. Ein Ziel der Freunde ist es, auch diesen Forschern ein Forum zu bieten. Dies soll unter der Rubrik „Forschungssprechstunde. Aktuelle Projekte im Dialog“ geschehen. Den Reigen eröffnet Günther Mündl, der jüngst an der Universität Bamberg im Fach Archäologie promoviert wurde.
Seit dem frühen 11. Jahrhundert erscheinen in den schriftlichen Quellen die Mitglieder eines sich neu formierenden Standes: die ministeriales, die Dienstleute. Besonders im 12. und 13. Jahrhundert erweisen sich diese aus dem Hörigenstand kommenden Ministerialen als unverzichtbarer Bestandteil der Herrschaftsausübung der Großen und Mächtigen. Kennzeichnendes Merkmal ist und bleibt aber ihre Unfreiheit. Im späten 13. Jahrhundert differenziert sich die Ministerialität weiter bis hin zu ihrer faktischen Auflösung und Neuformierung hin zum niederenAdel und zum städtisch-bürgerlichen Patriziat.
Derartige tief greifende, die mittelalterliche Gesellschaft prägende Prozesse lassen sich verhältnismäßig gut in den schriftlichen Quellen fassen. Schwieriger zu beantworten ist nun die Frage, inwiefern und ob in den Überresten dieser Epoche diese Vorgänge ihren Niederschlag fanden. In Karlburg bei Karlstadt befand sich im Mittelalter eine kleine Burganlage, die zumindest in Ansätzen derartige Veränderungen erkennen lässt. So begann diese im frühen 12. Jahrhundert als ministerialer Herrensitz und entwickelte sich im Verlauf des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit zu einem „typischen“ Sitz niederadeliger Geschlechter. Am Ende der Entwicklung stand die Nutzung als bürgerliches Gast- und Wohnhaus im 19./20. Jahrhundert.
Nachbericht zur Veranstaltung
Am 23. September fand erneut eine Veranstaltung der „Freunde“ statt – selbstverständlich wieder unter Einhaltung der vorgeschriebenen Abstands- und Hygieneregeln. Diesmal entführte uns Günther Mündl ins Mittelalter, gewissermaßen zu den Anfängen der mainfränkischen Geschichte: „Eine kleine Burg und ihre Herren - Die (verschwundene) Talburg zu Karlburg als Beispiel eines wandlungsfähigen Kleinadelssitzes in Franken“. Der Referent präsentierte Ergebnisse seiner eigenen Forschungen, wurde er doch jüngst an der Universität Bamberg im Fach Archäologie promoviert. In Karlburg bei Karlstadt befand sich im Mittelalter eine kleine Burg, deren Überreste zum Teil archäologisch untersucht werden konnten. Die heute nicht mehr sichtbare Anlage ist vor allem deswegeninteressant, weil sich bei ihrer Erforschung Belege für den Aufstieg des Ministerialenstandes in Franken fanden. Seit dem frühen 11. Jahrhundert erscheinen in den schriftlichen Quellen die sogenannten „ministeriales“, die Dienstleute. Diese erwiesen sich besonders im 12. und 13. Jahrhundert als unverzichtbarer Bestandteil der Herrschaftsausübung der Großen und Mächtigen ihrer Zeit. Kennzeichnendes Merkmal war und blieb aber ihre Unfreiheit. Im späten 13. Jahrhundert differenzierte sich die Ministerialität weiter aus und ging schließlich im niederen Adel und im städtisch-bürgerlichen Patriziat auf. Die Talburg in Karlburg entstand im frühen 12. Jahrhundert als ministerialer Herrensitz und entwickelte sich im Verlauf des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit zu einem „typischen“ Sitz niederadeliger Geschlechter. Am Ende der Entwicklung stand die Nutzung ihrer Überreste als bürgerliches Gast- und Wohnhaus im 19./20. Jahrhundert. Eine muntere Diskussion sowie ein gemütliches Beisammensein beschlossen den sehr interessanten Abend, für den wir dem Referenten und allen, die dabei waren, herzlich danken.