Würzburgs Goldschmiedezunft in der Mitte des 18. Jahrhunderts

Nach der langen Pause als Folge der Corona-Pandemie konnte am 17. September erstmals wieder eine Vortragsveranstaltung der „Freunde“ stattfinden – selbstverständlich unter Einhaltung der vorgeschriebenen Abstands- und Hygieneregeln. Das Thema war „Würzburgs Goldschmiedezunft in der Mitte des 18. Jahrhunderts“. Anhand zahlreicher Quellen konnte der Referent Heiko Braungardt ein lebendiges Bild der Zeit vermitteln. So wurde überdeutlich, dass die Würzburger Goldschmiede mit den Augsburgern nicht mithalten konnten. Letztere fielen durch Arbeitsteilung, vorproduzierte Werke und einen hohen Standard auf; Dinge, die die Würzburger Künstler nicht leisten konnten. Ihre Werkstätten, die in der Dom- und Plattnergasse sowie am Kürschnerhof lagen, waren klein und produzierten nur nach Bestellung. Unter diesen stach vor allem die des aus Schwäbisch-Gmünd stammenden Johann Baptist Dörffers hervor. Nach seiner Lehr- und Wanderzeit führte ihn der Weg 1763 erneut nach Würzburg. Hier wurde er 1766 zum Hofgoldschmied ernannt, hier führte er eine florierende Werkstatt am heutigen Sternplatz. Seine Werke folgten dem reifen Stil des Rokokos, wie man es durch den Augsburger Caspar Xaver Stipeldey kannte. Nach seinem Tod 1785 führte die Witwe die Werkstatt weiter, was bemerkenswert ist, da sie keine Lehre durchlaufen hatte. Möglich war dies jedoch aufgrund der Goldschmiedegerechtigkeit, die ein Meister nach seiner Meisterwerdung käuflich erwarb, und die auf die Nachfolger übertragen werden konnte. Der Sohn Georg Stephan war beim Tod des Vaters noch zu jung, um die Werkstatt zu übernehmen, und so entbrannte ein wahrer Krimi um die Nachfolge. Denn aus Mainz kam der Goldschmied Johann Dümmig, der sich bereit erklärte, eine der Töchter Johann Baptists zu ehelichen und den Betrieb fortzuführen. Die Goldschmiedeinnung wehrte sich jedoch mit allen Mitteln, verlangte von dem „Neuen“ ein Probstück seiner Kunstfertigkeit und Bescheide über die Wanderzeit. Dümmig seinerseits verwehrte sich gegen alle Auflagen, sah diese als Schikane an und seiner nicht würdig. Da die Innung auf dem Probstück beharrte, Dümmig dieses jedoch nicht anfertigen wollte (oder dazu nicht im Stande war), verließ er Würzburg lieber wieder. Für die Würzburger Kunstgeschichte war dies ein Glücksfall, denn so war der Weg frei für Würzburgs bedeutendsten Gold- und Silberschmied, für Georg Stephan Dörffer, der die väterliche Werkstatt nach seiner Wanderzeit und Meisterwerdung ab 1793 leiten und in vorher ungeahnte Höhen führen sollte

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